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Kriminalgericht Moabit Rückblick 2020: Fabien totgerast, Diebstahl Goldmünze, geklaute Geige

Shownotes

Es ist zuviel passiert 2020, beklagt "Gerichtsreporter Morling im Kriminalgericht Moabit". Mord und Totschlag ist noch lange nicht alles: ob der Prozess um den Diebstahl der 100-Kilo-Goldmünze im Bode-Museum, dem Prozessauftakt um den mutmaßlichen Mordauftrag aus Russland gegen einen möglichen Islamisten in Berlins Kleinem Tiergarten, der Diebstahl einer sündhaft teueren Viloine aus einer Hochschule. Es gab die Tötung von Menschen im Straßenverkehr, Missbrauch an Kindern, Mord an Fritz von Weizsäcker, dem Sohn des früheren Bundespräsindeten Richard. Gerichtsreporter Morling hat seine sehr subjektive Auswahl getroffen: was war für ihn wesentlich? Was bewegte ihn? Er lässt die Opfer sprechen und Staatsanwälte über die Einschätzung des Falles, ihre Gefühle, ihre Verzweiflung, die schlechte Ausstattung der Strafjustiz in der Hauptstadt, die greifbaren Folgen haben kann: das Leiden der Opfer kann länger und noch traumatisierender werden. Wir brauchen eine Justiz, die Täter*innen und Opfer gleich ernst nimmt, auch in ihren Rechten bei Ermittlungen und im Strafprozess.

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Mein Gerichtsjahr 2020 im Kriminalgericht Moabit

Mein Gerichtsjahr 2020 beginnt mit den alltäglichen kriminellen Großstadtgeschichten: ein verwirrter Mann läuft auf der Straße, stößt wüste Beschimpfungen aus, wer ihm zu nahekommt, wird bedroht oder geschlagen. Er wird in die Psychiatrie eingewiesen, denn er ist krank und schuldunfähig. Viele Ladendiebstähle werden abgeurteilt, oft sind die Täter drogensüchtig und klauen Markenkaffee oder teuren Schnaps, um sich die nächsten Drogen leisten zu können – ein solcher Fall wird uns gleich beschäftigen, da geht’s allerdings nicht um Schnaps oder Kaffee, sondern eine wertvolle Violine…

Doch ein Missbrauchsprozess brennt sich bei mir ein: auch dazu gleich mehr! Im täglichen Gerichtsalltag erlebt man aber auch den Prozess um den Diebstahl der sogenannten „Goldmünze“ aus dem Bode-Museum und das Gerichtsjahr endet schließlich kurz vor Weihnachten mit der Verurteilung des Polizisten, der die 21-jährige Fabien nahe des Alexanderplatzes im Januar 2018 tötete. Der Beamte krachte mit Blaulicht und Sirene kurz nach dem Auftauchen aus dem Autotunnel unter dem Alex mit 130 Kilometern pro Stunde in Fabiens Auto. Die junge Frau war sofort tot – Nur der Prozess brauchte fast drei Jahre, ehe der Polizist endlich vor Gericht stand. Die Eltern und der Bruder Fabiens sind bis heute aus dem "normalen " Leben herauskatapultiert.

Doch beginnen wir im Januar 2020. Bei der Razzia, die die Berliner Staatsanwaltschaft Mitte Januar durchführt, als es in Deutschland noch keine „Corona-Welt“ gibt, geht es um mutmaßliche Islamisten aus Tschetschenien, wie Oberstaatsanwalt und Pressesprecher Martin Steltner verkündet:

Doch beginnen wir im Januar 2020. Bei der Razzia, die die Berliner Staatsanwaltschaft Mitte Januar durchführt, als es in Deutschland noch keine „Corona-Welt“ gibt, geht es um mutmaßliche Islamisten aus Tschetschenien, wie Oberstaatsanwalt und Pressesprecher Martin Steltner verkündet: OT Oberstaatsanwalt Martin Steltner

Neben einem Parteispendenprozess gegen die AfD wegen Wahlkampfspenden aus der Schweiz, den die Partei vor dem Verwaltungsgericht verliert, geht im Januar der Prozess langsam zu Ende um den Diebstahl der Goldmünze, die eigentlich keine "Münze" ist, weil sie nicht geprägt, sondern gegossen wurde. Doch wie soll man das 100 Kilo schwere Goldstück aus dem Bodemuseum sonst nennen? Die Gold"münze" also war zum Tatzeitpunkt 3,3 Mio Euro wert - jetzt, in Coronazeiten, ist der Goldwert stark gestiegen. Es war die Leihgabe eines reichen, älteren und sympathischen Mannes. Hinter vorgehaltener Hand sagt er mir später, dass seine Frau die 100 Kilo so häßlich fand und die Gold“münze“ endlich aus dem Wohnzimmer haben wollte. So kam das gute Stück ins Bodemuseum mit defekter Alarmanlage. Zwei der vier wegen Diebstahls angeklagten jungen Männer müssen bis zu viereinhalb Jahren ins Gefängnis, so will es auch Staatsanwalt Thomas Schulz-Spirohn bereits vor dem Urteil, denn:

Neben einem Parteispendenprozess gegen die AfD wegen Wahlkampfspenden aus der Schweiz, den die Partei vor dem Verwaltungsgericht verliert, geht im Januar der Prozess langsam zu Ende um den Diebstahl der Goldmünze, die eigentlich keine "Münze" ist, weil sie nicht geprägt, sondern gegossen wurde. Doch wie soll man das 100 Kilo schwere Goldstück aus dem Bodemuseum sonst nennen? Die Gold"münze" also war zum Tatzeitpunkt 3,3 Mio Euro wert - jetzt, in Coronazeiten, ist der Goldwert stark gestiegen. Es war die Leihgabe eines reichen, älteren und sympathischen Mannes. Hinter vorgehaltener Hand sagt er mir später, dass seine Frau die 100 Kilo so häßlich fand und die Gold“münze“ endlich aus dem Wohnzimmer haben wollte. So kam das gute Stück ins Bodemuseum mit defekter Alarmanlage. Zwei der vier wegen Diebstahls angeklagten jungen Männer müssen bis zu viereinhalb Jahren ins Gefängnis, so will es auch Staatsanwalt Thomas Schulz-Spirohn bereits vor dem Urteil, denn: OT Staatsanwalt Thomas Schulz-Spirohn

Weil sie über die S-Bahn ins Museum stiegen, ihre Beute einfach nach unten auf den asphaltierten Fußweg fallen ließen und vorerst unerkannt verschwanden, gehen drei der Angeklagten ins Gefängnis: einer von ihnen war als Wachmann im Bode.Museum beschäftigt und muss als mutmaßlicher Tippgeber über drei Jahre in den Knast. Dem vierten Angeklagten kann man nichts nachweisen, das heißt: Freispruch. Inzwischen wird aufgeklärt, ob der Einbruch im Grünen Gewölbe in Dresden im November 2019 auch auf das Konto von Clanmitgliedern bzw. von bereits im "Goldmünzenfall" Verurteilten ging. Als der Einbruch in Dresden stattfand, lief jedenfalls bereits seit Monaten in Berlin der Prozess um den Diebstahl der „Münze“ im Bode-Museum auf der Museumsinsel.

Weil sie über die S-Bahn ins Museum stiegen, ihre Beute einfach nach unten auf den asphaltierten Fußweg fallen ließen und vorerst unerkannt verschwanden, gehen drei der Angeklagten ins Gefängnis: MUSIK

Verfahren um sexuellen Missbrauch, das sind oft die am schwersten zu ertragenden Verbrechen als Journalist, überhaupt als Prozessbeteiligter. Ich erlebe im Kriminalgericht Moabit Kinder als Opfer. Manchmal sind sie jahrelang Verbrechen ausgeliefert, die sie sehr wahrscheinlich ihr ganzes -hoffentlich- langes Leben lang prägen werden. Die Kinder sind zu klein, um wirksam sich entziehen zu können der Gewalt der Personen, die sie oft bedingungslos lieben, und: oft werden sie vergewaltigt von denen, die sie am meisten brauchen, von denen sie abhängig sind, denen sie schutzlos ausgeliefert sind, es sei denn, unsere Gesellschaft schützt sie. Es braucht viel für ein Kind, bis seine verzweifelte Liebe trotz erlebter Gewalt umschlägt gegen seine vielleicht engste Vertrauensperson, gegen Vater, Stiefvater, Lebensgefährten der Mutter oder: gegen die Mutter selbst.

Im Prozess hier sind die Angeklagten der Stiefvater und die Mutter des Mädchens aus Reinickendorf. Der Stiefvater vergeht sich an seiner Stieftochter. Die Mutter schaut weg. Dann wird das Kind mit 13 schwanger, die Mutter treibt sie in die Klinik, sagt das Kind. Bei der Abtreibung im Krankenhaus wird festgestellt, dass die DNA des Fötus nur vom Stiefvater sein kann. Er ist 28 Jahre älter als die 13-jährige. Ein unglaublich mildes Urteil wird gefällt im Amtsgericht Tiergarten. Kein Richter, dem ich den Fall erzählte, kann es glauben: der minderschwere Fall eines Missbrauchs wird verurteilt, eine Bewährungsstrafe. Der vorsitzende Richter, der dieses Urteil sprach, ist inzwischen aufgestiegen ins Landgericht Berlin.

Im Prozess hier sind die Angeklagten der Stiefvater und die Mutter des Mädchens aus Reinickendorf. Der Stiefvater vergeht sich an seiner Stieftochter. Die Mutter schaut weg. Dann wird das Kind mit 13 schwanger, die Mutter treibt sie in die Klinik, sagt das Kind. Bei der Abtreibung im Krankenhaus wird festgestellt, dass die DNA des Fötus nur vom Stiefvater sein kann. Er ist 28 Jahre älter als die 13-jährige. Ein unglaublich mildes Urteil wird gefällt im Amtsgericht Tiergarten. Kein Richter, dem ich den Fall erzählte, kann es glauben: Dieses Urteil bereitet den Boden für jahrelangen weiteren Missbrauch durch den Stiefvater, der Besserung gelobt und das Gegenteil tut. Er erhält eine Wegweisung von der Wohnung seiner Familie und vom Kind. Das Mädchen, die schon einmal von ihm schwanger war und abtreiben musste, nimmt der einfach in die neue Wohnung mit. Das Jugendamt bemerkt nichts, obwohl es Ein und Aus geht bei der Familie des missbrauchten und vergewaltigten Mädchens. Erst als die jahrelang missbrauchte volljährig ist und ausziehen darf, das Jugendamt unterstützt, zeigt die junge Frau Mutter und Stiefvater an. Jahrelang liegt der Fall bei Gericht, bis er 15 Jahre nach Beginn der Verbrechen endlich verhandelt wird.

Grund u.a.: wer als Angeklagter in Untersuchungshaft sitzt, der steht in der Schlange derer, die auf ihren Prozess warten, ganz vorn, denn: ihm wird die Freiheit entzogen. Die „Akte“, das Schicksal des Mädchens rutschte im Aktenstapel jahrelang nach unten. Erst ein paar Richter und Richterinnen sind so erschüttert, dass sie den Prozess jetzt terminieren gegen die immer noch auf freiem Fuß befindlichen Stiefvater und die Mutter des Mädchens. Eigentlich, im Gerichtsalltag, kein dringend zu verhandelnder Fall, denn niemand sitzt in Haft. Alle, die den Gerichtsalltag kennen, sagen: wir brauchen ausreichend Personal in der Justiz, um das Leid der Opfer zu verkürzen, die Täter schneller hinter Schloss und Riegel zu bringen und die Unschuldigen wieder in Freiheit. Einer der traurigen Beweise für den geduldeten Personalmangel in den Behörden ist das Mädchen, das zu Beginn der jahrelangen Verbrechen zwölf Jahre alt ist und anfangs noch bitterlich weinte im Kinderzimmer, wenn er zu ihr kam: im Prozess jetzt ist sie inzwischen erwachsen und hat selbst ein Kind. Anfang Januar 2020 sagt die inzwischen 28-jährige aus. Zu acht Jahren und neun Monaten wird der Stiefvater 2020 verurteilt, vier Jahre und zehn Monate muss die Mutter des Kindes ins Gefängnis, die ihr Kind vor den Verbrechen ihres Partners nicht geschützt haben soll.

"Alle Behörden haben versagt, weil sie personell unterbesetzt sind", sagt der vorsitzende Richter im Urteil. Eine junge Frau, heute 28, die bis heute ihren Weg im Leben allein suchen und finden muss, bleibt zurück nach dem Urteil mit ihrer eigenen kleinen Tochter, die sie inzwischen hat. Das Urteil über Stiefvater und Mutter ist nur ein kleiner Sieg, sagt die junge Frau zu mir, aber: sie hat es geschafft, beide hinter Gitter zu bringen. Das Opfer sagt mir nach dem Prozess: „Ich bin nur ein bisschen zufrieden mit dem Urteil. Aber ich bin endlich ernst genommen worden!“

"Alle Behörden haben versagt, weil sie personell unterbesetzt sind", sagt der vorsitzende Richter im Urteil. Eine junge Frau, heute 28, die bis heute ihren Weg im Leben allein suchen und finden muss, bleibt zurück nach dem Urteil mit ihrer eigenen kleinen Tochter, die sie inzwischen hat. Das Urteil über Stiefvater und Mutter ist nur ein kleiner Sieg, sagt die junge Frau zu mir, aber: Leider kein Einzelfall in Berlins Justiz.

"Alle Behörden haben versagt, weil sie personell unterbesetzt sind", sagt der vorsitzende Richter im Urteil. Eine junge Frau, heute 28, die bis heute ihren Weg im Leben allein suchen und finden muss, bleibt zurück nach dem Urteil mit ihrer eigenen kleinen Tochter, die sie inzwischen hat. Das Urteil über Stiefvater und Mutter ist nur ein kleiner Sieg, sagt die junge Frau zu mir, aber: Musik

Im März 2020 das Urteil um Georgines Tod in Moabit. Die 14-jährige verschwand auf dem Nachhauseweg von der Schule, ihre Oma wartete vergeblich auf sie. 13 Jahre nach dem spurlosen Verschwinden des Mädchens hat man sich auf den Angeklagten als Täter festgelegt. Der Psychiater sagt über den angeklagten 44-jährigen Nachbarn im Gerichtssaal: er müsse nicht pädophil sein, um die 14-jährige in den Keller zu schleppen, zu missbrauchen, zu ermorden und die Leiche verschwinden zu lassen. Wichtig seien für eine solche Tat, so der Psychiater Dominanz, Machtgefühl, das er genieße und die Gefühllosigkeit des Täters. Er wird wegen Mordes zu „Lebenslang“ verurteilt. Die Schwester Georgines sagt nach dem Urteil:

OT Georgines Schwester:

Bevor der Mord an Chefarzt Fritz von Weizsäcker vor einer Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts beginnt, muss noch im Amtsgericht Tiergarten eine traurige Verhandlung stattfinden vor allem für die, die Musik und Instrumente über alles lieben: in der Musikhochschule Hanns Eisler in Mitte war eine Violine gestohlen worden, als der Meisterschüler, dem sie geliehen worden war, kurz auf der Toilette war. Zwei Drogensüchtige hatten sich in das Gebäude in Mitte geschlichen. 275.000 Euro war die Violine wert. Sie stammte aus Italien und wurde 1769 gebaut, ein unersetzbares Musikinstrument. Im Wedding wurde die wertvolle Geige kurz darauf für 200 Euro weiterverkauft, um Geld für Kokain zu haben. Zweieinhalb Jahre Knast ist das Urteil. Der Wert der Geige in Höhe von 275.000 € soll von dem Drogensüchtigen ersetzt werden. Verteidigerin Sabine Schrap vertritt den 41-jährigen Täter:

Bevor der Mord an Chefarzt Fritz von Weizsäcker vor einer Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts beginnt, muss noch im Amtsgericht Tiergarten eine traurige Verhandlung stattfinden vor allem für die, die Musik und Instrumente über alles lieben: OT

Bevor der Mord an Chefarzt Fritz von Weizsäcker vor einer Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts beginnt, muss noch im Amtsgericht Tiergarten eine traurige Verhandlung stattfinden vor allem für die, die Musik und Instrumente über alles lieben: In der Schlosspark-Klinik in Berlin hält der Sohn vom ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker einen Vortrag über die "Fettleber". Der 59-jährige Fritz von Weizsäcker ist in der Klinik Chefarzt. Während er noch die Fragen der Interessierten beantwortet, geht offenbar seelenruhig ein Mann zu ihm und sticht dem Mediziner tödlich in den Hals. Als Grund gibt er nach der Festnahme an, das getan zu haben wegen Richard von Weizsäckers Engagement bei der Herstellung von Agent Orange in einem deutschen Konzern für den Vietnamkrieg. Im Vietnamkrieg wurden die Laubbäume mit der hochgiftigen Substanz entlaubt von den US-Streitkräften. Weder Richard von Weizsäcker noch sein tödlich attackierter Sohn Fritz hatten etwas damit zu tun, der angeklagte Lagerarbeiter saß wohl falschen Zeitschriftenmeldungen jahrelang auf und war für die Tat extra aus Rheinland-Pfalz mit dem Zug nach Berlin gereist.

Bevor der Mord an Chefarzt Fritz von Weizsäcker vor einer Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts beginnt, muss noch im Amtsgericht Tiergarten eine traurige Verhandlung stattfinden vor allem für die, die Musik und Instrumente über alles lieben: Zu 12 Jahren Gefängnis wird der Angeklagte im Juli 2020 verurteilt. Das sei keine gerechtigkeitsstiftende Tat gewesen, sagt der vorsitzende Richter. Heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen habe der Angeklagte den jüngsten Sohn Richard von Weizsäckers ermordet. "Ich bin froh, dass er tot ist!", er habe die Familie von Weizsäcker gehasst, sagt der Verurteilte im Prozess. Die ganze Familie Weizsäcker habe Zitat "leiden sollen wie die Menschen in Vietnam", sagte er. Das Gericht beurteilte die Tat des Angeklagten als die "völlig sinnlose Tat eines psychisch nicht unerheblich Gestörten, der weiter in der Psychiatrie bleiben wird, weil er gefährlich sei. Die beiden Kinder des getöteten Chefarztes und seine Schwester treten als Nebenkläger im Prozess auf, aber auch der 34-jährige Polizist, der als Privatperson bei dem öffentlichen Vortrag als Besucher dabei war und mit dem Täter rangelte, um Fritz von Weizsäckers Leben zu retten. Er verlässt den Saal, als das Urteil fällt, habe das alles nicht mehr ausgehalten.

Bevor der Mord an Chefarzt Fritz von Weizsäcker vor einer Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts beginnt, muss noch im Amtsgericht Tiergarten eine traurige Verhandlung stattfinden vor allem für die, die Musik und Instrumente über alles lieben: OTOT

Bevor der Mord an Chefarzt Fritz von Weizsäcker vor einer Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts beginnt, muss noch im Amtsgericht Tiergarten eine traurige Verhandlung stattfinden vor allem für die, die Musik und Instrumente über alles lieben: "Ich brauche kein Denkmal!", sagt Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra, als er im Juli 2020 in den Ruhestand versetzt wird. Er hat jahrzehntelang die Organisierte Kriminalität bekämpft. Ein Staatsanwalt mit Charakter, Augenmaß, für mich ein kluger Mann. Selbst die Verteidiger, die knallhart kämpfen um ihre Mandanten, zeigen Respekt vor diesem Mann, der jetzt geht. Er war federführend, als Hells Angels in einem Mammutverfahren hinter Gitter gebracht wurden wegen Mordes. Er war dabei, als 77 Immobilien eines sogenannten und mutmaßlichen "kriminellen Clans" beschlagnahmt wurden. Wert um die neun Millionen plus Mieteinnahmen. Mehrere Immobilien davon wurden inzwischen rechtskräftig vom Berliner Landgericht dem Staat zugeschlagen, u.a. eine Villa in Neukölln.

Ob Oberstaatsanwalt Kamstra fehlen wird? Beobachten wir es genau. Siehe auch der Podcast von Gerichtsreporter Morling vom Juli zu der Pensionierung von Oberstaatsanwalt Kamstra, der meint, man habe zu lange weggesehen bei der Clankriminalität:

Ob Oberstaatsanwalt Kamstra fehlen wird? Beobachten wir es genau. Siehe auch der Podcast von Gerichtsreporter Morling vom Juli zu der Pensionierung von Oberstaatsanwalt Kamstra, der meint, man habe zu lange weggesehen bei der Clankriminalität: OT Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra

Es gibt so viele Schicksale und Prozesse, über die ich noch erzählen möchte. Ob Bushido, über den Gerichtsreporter Morling bereits einen Podcast veröffentlichte, oder der angeklagte Mord im Kleinen Tiergarten, den Russland in Auftrag gegeben haben soll. Doch vor allem ein Urteil aus dem Dezember 2020 darf - so glaube ich- nicht fehlen: der Tod von Fabien, Sie ist 21 gewesen und wollte, als ein Polizeiauto im Einsatz sie in ihrem Auto totfuhr, gerade ein Café eröffnen und dafür ein Konto einrichten am Alexanderplatz. Sie wollte im Januar 2018 einparken auf der Mittelinsel nach dem Autotunnel in der Grunerstraße in Berlin Mitte, als der später angeklagte Polizist heranrast mit Blaulicht und Martinshorn. Er kann noch von 130 auf 93 Stundenkilometern kurz abbremsen, dann knallt er in den Kleinwagen der jungen Frau. Fabien Martini ist sofort tot. Ihre Eltern und ihr Bruder werden nie mehr so leben können wie vorher, als "Fabi", wie sie genannt wird, noch bei der Familie war. Die Mutter Britta Martini sagt:

Es gibt so viele Schicksale und Prozesse, über die ich noch erzählen möchte. Ob Bushido, über den Gerichtsreporter Morling bereits einen Podcast veröffentlichte, oder der angeklagte Mord im Kleinen Tiergarten, den Russland in Auftrag gegeben haben soll. Doch vor allem ein Urteil aus dem Dezember 2020 darf - so glaube ich- nicht fehlen: OT Britta Martini

Wegen fahrlässiger Tötung wird der Polizeibeamte zu einer vierzehnmonatigen Bewährungsstrafe verureilt. "Viel zu schnell - wie kann man, schon im Tunnel unter dem Alex 130 Stundenkilometer fahren?", fragt der vorsitzende Richter im Urteil. Blaulicht und „Tatütata“ sein kein Freibrief im Straßenverkehr für Einsatzkräfte. Erst knapp drei Jahre nach dem tragischen tödlichen Unfall wurde der Prozess gegen den Polizisten geführt. Die Eltern Fabiens kämpften jahrelang in ihrer Verzweiflung darum, dass es schneller gehen möge. Eine Blutprobe des Polizisten mit Alkohol durfte im Verfahren nicht verwertet werden. Die Staatsanwaltschaft kommunizierte schlecht oder überhaupt nicht, was und warum alles so lange dauert. Der Richter lässt keinen Zweifel im Urteil: Die Ermittlungen am Tatort hätten weder Hand noch Fuß gehabt. Nach dem Urteil weint der Vater Fabiens bitterlich und kann den Gerichtsaal nicht verlassen. Vater, Mutter und Bruder Fabiens stützen sich gegenseitig, als sie heraustreten aus dem Saal. Der Vater Fabiens, Christian Martini:

Wegen fahrlässiger Tötung wird der Polizeibeamte zu einer vierzehnmonatigen Bewährungsstrafe verureilt. "Viel zu schnell - wie kann man, schon im Tunnel unter dem Alex 130 Stundenkilometer fahren?", fragt der vorsitzende Richter im Urteil. Blaulicht und „Tatütata“ sein kein Freibrief im Straßenverkehr für Einsatzkräfte. Erst knapp drei Jahre nach dem tragischen tödlichen Unfall wurde der Prozess gegen den Polizisten geführt. Die Eltern Fabiens kämpften jahrelang in ihrer Verzweiflung darum, dass es schneller gehen möge. Eine Blutprobe des Polizisten mit Alkohol durfte im Verfahren nicht verwertet werden. Die Staatsanwaltschaft kommunizierte schlecht oder überhaupt nicht, was und warum alles so lange dauert. Der Richter lässt keinen Zweifel im Urteil: OT Christian Martini

Alle zwei Tage stellt der Vater Christian Martini Blumen an die Gedenkstätte für die getöte Fabien in der Grunerstraße in Berlin-Mitte. Hoffen wir, dass es Ende 2021 im Jahresrückblick für das Kriminalgericht Moabit weniger über herzzerreißende Tragödien zu berichten gibt, wo Täter und Täterinnen sich fahrlässig oder vorsätzlich über die Rechte ihrer Opfer hinwegsetzen, die einfach nur in Frieden ihren Weg gehen gehen wollen, oder: die einfach nur leben möchten.

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