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Opfer zweiter Klasse? Betroffene schwerer Verkehrsunfälle fordern bessere Hilfe

Shownotes

Nur Opfer von Straftaten können wissen, was ihnen fehlte, als sich ihr Leben dramatisch bis heute änderte: "Jemand muss sie an die Hand nehmen!", sagt Julia S., die hinter ihrem siebenjährigen Sohn fuhr auf dem Weg zur Schule, bevor ein LKW beim Rechtsabbiegen ihn tödlich überrollte. Berliner Zeitung über den tragischen Unfall

Trotz der oft tödlichen Folgen bei "fahrlässigen Tötungen" werden die Opfer und Angehörigen oft schlechter gestellt als bei vorsätzlichen Taten wie Mord oder Terroranschlägen - obwohl die Folgen oft zumindest ähnlich sind. Beate Flanz überlebte das Überrollen durch einen LKW. Sie ist ist seitdem schwerst behindert, bis zum Herbst 2017 war sie aktive Sportlerin und Radfahrerin. Am 25.Oktober 2017 wurde sie mit ihrem Rad vom Auflieger eines LKWs mit mehreren Rädern überrollt, als er rechts abbog. Tagesspiegel: Urteil und Hintergrund

Fahrlässig soll auch Fabien Martini getötet worden sein. Sie war 20, als ein Polizist im Einsatz mit fast 100 Stundenkilometern in ihren Kleinwagen raste, als sie in der Nähe des Alexanderplatztes in Berlin gerade einparken wollte. Auch hier soll eine fahrlässige Tat des erfahrenen Polizeibeamten vorliegen, obwohl er viel zu schnell vor. Die Eltern Fabiens, Britta und Christian quälen sich fast drei Jahre mit ihrer Trauer und Verzweiflung, bis endlich der Prozess gegen den Polizisten stattfindet wegen fahrlässiger Tötung ihrer Tochter. Der Polizist wird wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten verurteilt. Tagesspiegel über das Urteil

Wie viele Opfer und deren Anghörige irrten die schwer traumatisierten Opfer, deren Angehörige, die Eltern und Geschwister durch ihr Leben nach den fahrlässigen Taten auf der Suche nach professioneller Unterstützung, sie hofften daruf, dass die Institutionen des Staates sie an der Hand nahmen in einer Situation, die niemand erleben möchte. Während Opfern und Angehörigen bei Mord, Totschlag und Terror inzwischen ein relativ breites Netz an Hilfe zur Verfügung stünde, ist es nach den Folgen fahrlässiger Taten, weitgehend anders: es gäbe Opfer 1. und zweiter Klasse, so der Opferbeauftragte von Berlin in einem Artikel für den Tagesspiegel. Roland Weber: Opferbeauftragter spricht von Opfern erster und zweiter Klasse

Bundesweit nimmt 2020 die Zahl der bei Verkehrunfällen getöteten Radfahrer zwar ab, im Vergleich zu den getöteten Autoinsassen (-14,2 %) und Fußgängern (-9,8 %) ist die Abnahme der Getöteten bei Radfahrenden aber deutlich geringer (-4,3 %), so das Statistische Bundesamt im April 2021. Danach starben im letzten Jahr 2020 im Straßenverkehr insgesamt 2.719 Menschen, davon allein 426 Fahrradfaherinnen. U.a. in Berlin ist der Trend im Coronajahr 2020 allerdings umgekehrt: dort starben beispielsweise dreimal mehr Radfahrende als im Vorjahr: statt sechs Radfaherinnen starben 2020 von insgsamt fast 50 Todesopfern allein 17 Radfahrende - eine Steigerung um das Dreifache. Für den Opferbeauftragten Berlins sind die Opfer fahrlässiger Straftaten im Straßenverkehr auch als Opfer viel zu wenig geschützt: sie seien Opfer zweiter Klasse. Der Staat müsse sich besser um diese Opfergruppe kümmern, klagen die Opfer und ihre Angehörigen, Verbände und der Opferbeauftragte Berlins gemeinsam. Das Statistische Bundesamt meldet über die Unfallzahlen von 2020: Presseerklärung

Nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche waren bundesweit die Opfer und deren Angehörige ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Und: der Staat und staatliche Hilfsorganisationen kümmerten sich um die 67 zum Teil Schwerverletzten und die Angerhörigen der elf Ermordeten der vorsätzlichen Terrortat. Nach dem in Berlin ein mutmaßlich psychisch kranker Attentäter mit seinem Auto auf der Stadtautobahn vier Männer bewusst von ihren Motorrädern stieß, war Berlins Justizsenator Dirk Behrendt von den Grünen sofort bereit, zu helfen. Sicherlich angemessen für die Opfer und Angehörigen: die nach dem Terroranschlag an der Gedächtniskirche ins Leben gerufene Opfer-Anlaufstelle würde auf die Opfer zugehen, kündigte er an. Ein lobenswerter Umgang, der für die Opfer fahrlässiger Taten im Straßenverkehr bisher weitgehend fehlt. Neben der wichtigen Hilfe für die Opfer schwerer Straftaten des Terrors und von Mord und Totschlag könnte nun politisch angeschoben und festgeklopft werden die ausreichende Hilfe für Opfer von fahrlässigen Verkehrsstraftaten beispielsweise. Die Forderungen des ADFC bezüglich der Rechtsabbiegeunfälle von LKWs: ADFC LKW

Der Opferbeauftragte Berlins Roland Weber regt im Superwahljahr 2021 an, die Opfer und Angehörigen von Verkehrsstraftaten besser zu unterstützen. Er ist seolbst Anwalt und hat in seiner Funkion viel Kontakt zu Opfern und deren Angehörigen. Er präferiert eine Koordinierungstelle, die die verschiedensten Bedürfnisse der Opfer nach dramatischen Straftaten erkennt und versucht, bei der Lösung zu helfen. Der Staat wäre gefordert…

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OT BEATE FLANZ: "Mein Leben ist zerstört. Und wenn ich Pech habe, sage ich einmal ganz bewusst, könnte ich ja noch vierzig Jahre leben mit diesen Einschränkungen und diesen Qualen. Das kann sich keiner vorstellen, selbst ich kann mir das nicht vorstellen! Ich gehe auch niicht davon aus, dass ich so alt werde. Im besten werde ich mir selbst das Leben nehmen. Natürlich kann man mir mein Bein und meinen Arm nicht zurückgeben oder die Lebensfreude... Kein Richter der Welt, kein Urteil der Welt können all das wieder herbeizaubern, aber es würde mir und vielen anderen eine Genugtuung sein, dass es eine Bestrafung gibt und der Täter sein Leben lang  irgendwelche Sozialstunden leisten muss, er irgendetwas auferlegt bekommt, der so eine Verletzung verursacht. Damit sie immer daran erinnert werden..."

GERICHTSREPORTER MORLING: Beate Flanz ist schwerst behindert, bis zum Herbst 2017 war sie aktive Sportlerin und Radfahrerin. Am 25.Oktober 2017 wurde sie mit ihrem Rad vom Auflieger eines LKWs mit mehreren Rädern überrollt, als er rechts abbog. Der 40-jährige LKW-Fahrer wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem halben Jahr wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt. Fast zwei Jahre nach dem fast tödlichen Unfall.

Fahrlässig soll auch Fabien Martini getötet worden sein. Sie war 21, als ein Polizist im Einsatz mit fast 100 Stundenkilometern in ihren Kleinwagen raste, als sie in der Nähe des Alexanderplatztes in Berlin gerade einparken wollte. Auch hier soll eine fahrlässige Tat des erfahrenen Polizeibeamten vorliegen, obwohl er viel zu schnell vor. Die Eltern Fabiens, Britta und Christian, quälen sich fast drei Jahre mit ihrer Trauer und Verzweiflung, bis endlich der Prozess gegen den Polizisten stattfindet wegen fahrlässiger Tötung ihrer Tochter.

OT CHRISTIAN MARTINI: "Ich lebe eigentlich nur noch vor mich dahin. Es tut mir weh für meinen Sohn und meine Frau, dass ich nicht stark genug bin, für sie da zu sein. Aber die Gefühle für meine Tochter sind halt so groß, ich kann es nicht beschreiben..."

GERICHTSREPORTER MORLING: Der Polizist wird wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe von vierzehn Monaten verurteilt. Wieder eine fahrlässige Tat. Constantin war sieben Jahre alt, als er auf dem Schulweg getötet wurde. Wieder war es ein rechtsabbiegender LKW. Die Mutter Constantins fuhr morgens auf dem Schulweg hinter ihm auf dem Fahrrad. Als die Ampel auf "Grün" sprang, rief Julia S. ihrem Sohn zu, dass er jetzt fahren könne. Constantin wurde tödlich überrollt von dem LKW. Das kleine Kinderfahrrad wurde noch mitgeschleift, bis der LKW-Fahrer durch Schreie und heftiges Gestikulieren von Zeugen bemerkte, dass er gerade ein Kind totgefahren hatte.

OT JULIA S.: "Er stieg erst später aus, nachdem ich meinen Sohn auf der Straße hab liegen sehen. Er stieg aus und kam zu mir. Ich fragte ihn, ob er der LKW-Fahrer sei. Er sagte "ja". Ich habe mit beiden Händen auf meinen Sohn gezeigt. Ich fragte ihn: "Und nun?" Dann sagte er den berühmten Satz: 'Auf was soll ich noch alles achten?' Tja, das war´s. Dann hab ich ihn nicht mehr gesehen, außer im Gericht."

Sechs Monate auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung für den 61-jährigen LKW-Fahrer, anderthalb Jahre nach der Tat.

Wie viele Opfer und deren Angehörige irrten die Schwertraumatisierten nach der Tat, die Opfer und Eltern und Geschwister durch ihr Leben, auf der Suche nach professioneller Hilfe und Unterstützung. Sie hofften darauf,  dass die Institutionen des Staates sie an der Hand nehmen in einer Situation, die niemand erleben möchte. Während Opfern und Angehören bei Mord, Totschlag und Terror inzwischen ein relativ  breites Netz von Hilfen zur Verfügung stünde, ist es nach den Folgen fahrlääsiger taten weitgehen anders. Es gäbe Opfer 1. und zweiter Klasse, so der Opferbeauftragte von Berlin in einem Artikel für den Tagesspiegel im Dezember 2020. Rechtsanwalt Roland Weber:

OT ROLAND WEBER: "Es gibt eine große Anzahl von Opferhilfseinrichtungen und -organisationen,  die sich um die Betroffenen kümmern. Die Besonderheit ist, dass es dabei immer um vorsätzliche Straftaten geht. Also schwere Gewaltdelikte wie Raubüberfälle, Vergewaltigungen, Tötungsdelikte.  Anders die Gruppe der Verkehrsopfer:  Hier verändert sich das Leben genauso innerhalb weniger Augenblicke- im Regelfall aber nicht vorsätzlich, denn die meisten Verkehrsunfälle passieren ja nicht mit Absicht, sondern sind bloße Unaufmerksamkeiten. In der Folge bleiben diese Opfer aber alleine. Es gibt bisher ganz wenig auf Bundesebene und auch so gut wie nichts auf der Berliner Landesebene, Einrichtungen, an die sich die Verletzten oder Hinterbliebenen wenden könnten. Das empfinde ich persönlich als unfair, denn für die Hinterbliebenen und Geschädigten macht es keinen großen Unterschied ob das, was ihnen geschehen ist, fahrlässig ober vorsätzlich geschehen ist." GERICHTSREPORTER MORLING: Bundesweit nimmt 2020 die Zahl der bei Verkehrunfällen getöteten Radfahrer zwar ab, im Vergleich zu den getöteten Autoinsassen (-14,2 %) und Fußgängern (-9,8 %) ist die Abnahme der Getöteten bei Radfahrenden aber deutlich geringer (-4,3 %), so das Statistische Bundesamt im April 2021. Danach starben im letzten Jahr 2020 im Straßenverkehr insgesamt 2.719 Menschen, davon allein 426 Fahrradfahrer*innen.

U.a. in Berlin ist der Trend allerdings umgekehrt: dort starben beispielsweise dreimal mehr Radfahrende als im Vorjahr: statt sechs Radfahrer*innen starben 2020 von insgsamt fast 50 Todesopfern allein 17 Radfahrende - eine Steigerung um das Dreifache. Für den Opferbeauftragten Berlins sind die Opfer fahrlässiger Straftaten im Straßenverkehr auch als Opfer viel zu wenig geschützt: sie seien Opfer zweiter Klasse. Der Staat müsse sich besser um diese Opfergruppe kümmern, klagen die Opfer und ihre Angehörigen, Verbände und der Opferbeauftragte Berlins gemeinsam.

Die Eltern des vom LKW auf dem Schulweg getöteten siebenjährigen Constantin hatten nach dem traumatischen Erlebnis des Unfalltodes ihres Kindes sofort versucht, psychologische Hilfe zu finden. Julia S.:

OT Julia S.:"Wir hatten danach gleich probiert, bei den Psyachologen uns anzumelden bzw. dort Hilfe zu bekommen. Wir dachten, dass es bei meinem Mann ein bisschen schneller ginge, weil er privat versichert ist. Die gesetzlichen Krankenkassen brauchen da ja immer ein bisschen. Zwei oder drei Psychologen hatten wir angesprochen. Obwohl sie wussten, was passiert war, haben sie uns gleich abgelehnt mit der Begründung, sie  hätten keine Kapazitäten. Es wäre Sommerzeit und sie würden bald in den Urlaub gehen. Das geht aber in so einer Situation nicht: da muss sofort jemand bei den Familien zu Hause sein! Denn man weiß nicht, was danach noch folgt: posttraumatische Belastungsstörungen, alles mögliche... Manche Leute nehmen sich das Leben und springen aus dem Fenster, weil sie damit nicht zurecht kommen."

Nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche waren bundesweit die Opfer und deren Angehörige ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Der Staat und Hilfsorganisationen kümmerten sich um siebenundsechszig zum Teil Schwerverletzten und die Angerhörigen der elf Ermordeten der vorsätzlichen Terrortat. Nach dem in Berlin 2020 ein mutmaßlich psychisch kranker Attentäter mit seinem Auto auf der Stadtautobahn vier Männer bewusst von ihren Motorrädern stieß, war Berlins Justizsenator Dirk Behrendt von den Grünen sofort bereit, zu helfen. Sicherlich angemessen für die Opfer und Angehörigen: die nach dem Terroranschlag an der Gedächtniskirche ins Leben gerufene Opfer-Anlaufstelle würde auf die Opfer zugehen, kündigte der Justizsenator an. Ein lobenswerter Umgang, der für die Opfer fahrlässiger Taten im Straßenverkehr bisher weitgehend fehlt. Die Mutter der 21-jährigen Fabien, die von einem Polizisten beim Einparken totgefahren wurde, erinnert sich an die Zeit nach dem tragischen Unfall. Britta Martini:

OT BRITTA MARTINI: "Ich habe gerade gestern nocheinmal in den Unterlagen nachgesehen und Tatsache: nach zwei Jahren hatten wir von der Staatsanwaltschaft einen Zettel bekommen, wo wir uns Hilfe suchen können. Im Dezember 2019 haben wir den Zettel bekommen, wo man sich hinwenden kann - nach zwei Jahren... Wir waren ganz allein. Man hat uns einfach allein gelassen. Es war keiner da. Das einzige, was wir von Politik, Polizei, Staatsanwaltschaft, also vom ganzen System bekommen haben, war ein Beileidsschreiben vom Innensenator Geisel und sonst nichts, garnichts: keine Polizeipräsidentin, nichts. Es kam einfach garnichts, keine Hilfestellung, ganrichts. Wir mussten selber zusehen, wie wir klarkommen und haben uns Hilfseinrichtungen gesucht.

"Wir mussten selber zusehen, wie wir klarkommen", sagt Britta Martini, die ihre Tochter verlor. Julia S, die Mutter des 7-jährigen Constantin, der von einem LKW getötet wurde, kämpft seit dem Tod ihres Sohnes mit ihrem Mann für Veränderungen. Selbst einen Brandbrief schrieb die Familie an  Bundeskanzlerin Merkel, Bundespräsidenten Steinmeier, an die EU-Kommissionspräsidentin von den Leyen. Keiner soll geantwortet haben. Der Bundesverkehrsminster Scheuer habe sie an die EU vertröstet, was die Entscheidung des Abbiegeassistenten beträfe, so das Elternpaar des getöteten Kindes. Der Vater Constantins:

OT VATER CONSTANTIN: "Nach diesem Unfall lebt man natürlich ganz anders. Es ist nicht mehr das Leben, das man davor hatte.  Man fühlt sich distanziert von allem. Man macht halt mit, ist aber weg von der Gesellschaft. Wählen würde ich niemanden, keine Parteien, denn wir hatten sämliche Politiker getroffen und es war nur Blablabla, ehrlich gesagt.

Neben der wichtigen Hilfe für die Opfer schwerer Straftaten des Terrors und von Mord und Totschlag könnte nun politisch angeschoben und festgeklopft werden die ausreichende Hilfe für Opfer von fahrlässigen Verkehrsstraftaten beispielsweise. Susanne Grittner vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub stellt dazu eine Forderung auf. Der ADFD stellt u.a. die weißen Geisterfahrräder dort auf, wo Radfahrende im Straßenverkehr getötet wurden:

OT SUSANNE GRITTNER: "Was wir vom ADFC beobachten ist, dass Angehörige von einem Tag auf den anderen mit einer Situation konfrontiert sind, mit der sie ganz große Schwierigkeiten haben. Eigentlich müsste es da eine staatliche Ombusstelle geben, die genau diesen Angehörigen Hilfe zukommen lässt, sie untersützt dabei, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um genau diesen Weg zu gehen, der nach so einem tödlichen Verkehrsunfall nötig ist. Die Angehörigen sind alleine, sie sind in eine Situation hineingekommen, die sie selbst nicht zu vertreten und verschuldet haben. Sie brauchen dringend Unterstützung. Der ADFC fordert eine Ombudsstelle von staatlicher Seite."

Auch der Opferbeauftragte Berlins Roland Weber  regt im Superwahljahr 2021 an, die Opfer und Angehörigen von Verkehrsstraftaten besser zu unterstützen. Er ist selbst Anwalt und hat in seiner Funkion viel Kontakt zu Opfern und deren Angehörigen:

OT ROLAND WEBER: "Eine solche Einrichtung könnte auf vielfache Weise helfen und unterstützen. Sie könnte zum einen vorsortieren, welche Ansprüche macht man wo geltend. Sie könnte aber auch weitervermitteln. So brauchen manche eine traumatherapeutische Unterstützung. Andere brauchen eine sofortige materielle Unterstützung noch bevor klar ist,  ob und welche Versicherung bezahlt. Die dritten wiederum wünschen sich eine anwaltliche Begleitung und dergleichen mehr. Deshalb fände ich es sehr gut, wenn es eine zentrale Koordinierungsstelle geben würde, die sich speziell um die Opfer bei Verkehrsunfällen kümmern könnte."

Es könnte schnell umgesetzt und bereitgestellt werden, was Opfer und Angehörige-nicht nur in Berlin- als angemessene Betreuung nach einem schweren Unfall, manchmal mit Todesfolge, fordern. Julia S., die Mutter des getöteten Constantin.

OT JULIA S.: "Definitiv braucht man in einer solchen Situation sofort jemanden, der einen an die Hand nimmt. Egal, ob das eine seelsorgerische Funktion hat, ein Psychologe ist, ob das Therapeuten sind: es müssen Menschen zu den Familien nach Hause kommen, diese an die Hand nehmen und fragen: Was brauchst du? Brauchst du psychologische Hilfe? Medikamente? Soll ich deine Wäsche waschen, deine Kinder füttern? Das sind die Basissachen, die man in so einem Moment nicht kann. Man schafft es nicht. Es ist erst einmal die oberste Priorität, die Menschen dann zu Ärzten zu begleiten, Therapeuten suchen, Gucken, wie es jetzt weitergeht... sich mit den Beerdigungsinstituten auseiandersetzen, sich um finanzielle Geschichten zu kümmern, Versicherungen zu aktivieren und natürlich: finanzielle Hilfe vom Staat! Denn: es geht alles weiter, die Miete geht weiter, alle Versicherungen werden abgebucht. Man selbst ist nicht in der Lage, sich darum zu kümmern."

Kommentare (2)

R. aus Dresden

Es ist total wichtig sich um die Angehörigen auch von staatlicher Seite aus zu kümmern und ihnen beizustehen nach so einem unfassbaren katastrophalen Geschehen mit dem man im Leben nie klar kommen wird. Sehr geehrter Herr Ulf Morling, Sie haben das sehr treffend geschrieben, dass die Opfer durch ihr Leben irren. Ohne Halt und traumatisiert. Es ist schlimm, dass es solche Art von Hilfe noch nicht gibt. In Gedanken bei allen denen so etwas Unfassbaren widerfahren ist. So oft auch in Gedanken bei den lieben Eltern von Fabien Martini. Immer noch in Hoffnung auf Gerechtigkeit für Fabi. Und vor Gericht Anstand und Respekt vor den Eltern von Fabien Martini! R. aus Dresden. "Und nie wird mich die Schönheit dieser Welt wieder so unmittelbar berühren wie zuvor." Jörg Zink in "Noch einmal sprechen von der Wärme des Lebens"

S. Wiechers

Es ist einfach total wichtig, dass solch eine Anlaufstelle für die Betroffenen endlich eingerichtet wird! Man kann auch die Abgeordneten der eigenen Wahlkreise gezielt darauf ansprechen, um noch mehr Druck zu machen.

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